Friseurinnung Schwandorf – Coronavirus: Welche Änderungen gibt es beim Friseur?

Friseurinnung Schwandorf – Coronavirus: Welche Änderungen gibt es beim Friseur?

Wenn die Friseursalons am Montag wieder öffnen dürfen, müssen sich die Kunden auf Änderungen einstellen. Worauf sie achten müssen und welche Schutzmaßnahmen dann greifen, erklärt Bernhard Dräxler, Obermeister der Friseur-Innung Schwandorf.

Sechs Wochen ist es her, da mussten die Friseur-Salons in Bayern schließen. In dieser Zeit spielen sich wahre Frisuren-Dramen ab. Die Sozialen Medien sind voll von missglückten Sebstversuchen, bei denen die Menschen sich selbst eine neue Frisur verpassen wollten. Klaffende Scharten, wo sie sich nicht hingehören und grüne Ponys die eigentlich blond werden sollten. Um so größer dürfte die Erleichterung sein, dass die Profis ab Montag wieder ihre Dienste anbieten dürfen. Doch wer auf nette Pläuschchen, Magazine und Kaffee hofft, während der Kopf eine Verwöhnkur bekommt, wird enttäuscht. Das ist nicht mehr erlaubt. So wie bisher wird der Friseurbesuch nicht ablaufen. Einer, der genau weiß, was auf die Kunden zukommt, wie sie sich verhalten sollen und worauf sie zu achten haben, ist Bernhard Dräxler. Er hat sein Geschäft in Nabburg und ist Obermeister der Friseur-Innung Schwandorf.

Schutzbestimmungen gelten für alle

Wer Dräxlers Geschäft betritt, merkt sofort, dass einiges anders ist. Der Obermeister hat rund die Hälfte aller Stühle aus dem Laden geräumt. Der Rest steht sternförmig im Raum verteilt. Das sei nötig gewesen, um den vorgeschriebenen Mindestabstand zwischen den einzelnen Kunden einzuhalten, erklärt er. Haare schneidet er nur, wenn die Kunden zuvor einen Termin ausgemacht haben. Wer einen hat, muss vor dem Geschäft warten. „Meine Mitarbeiter holen die Kunden an der Tür ab.“ Einen Wartebereich im Geschäft darf es den Schutzbedingungen zufolge nicht geben. Dann ist Hände desinfizieren angesagt. In allen Friseursalons gilt: Die Mitarbeiter nehmen die Kontaktdaten, also Telefonnummer sowie Adresse, auf und dokumentieren, wann der Kunde das Geschäft betreten und wieder verlassen hat. „Das müssen wir tun, damit lückenlos zurückverfolgt werden kann, mit wem der Kunde im Geschäft Kontakt hatte, falls es zu einer Infektion kommt“, erklärt Dräxler. Wer das nicht möchte, dürfe nicht bedient werden.

 

Das müssen wir tun, damit lückenlos zurückverfolgt werden kann, mit wem der Kunde im Geschäft Kontakt hatte, falls es zu einer Infektion kommt.

Waschen und schützen

Zwei Dinge sind laut Dräxler für jeden Kunden verpflichtend. Zunächst muss jeder eine eigene Mund-Nase-Maske mitbringen. Dräxlers Tipp: „Da bietet es sich an, eine Bedeckung mitzubringen, die nicht hinten am Kopf zusammengebunden wird.“ Es sei einfacher für Kunde und Friseur, wenn sich der Kunde nicht ständig die Maske ans Gesicht halten müsse. Wer sich bloß einen Schal um den Kopf wickelt, bei dem wird es mit dem Schneiden schwierig „, witzelt der Obermeister. „Einmal schneiden ohne waschen, bitte.“ Das gibt es ab Montag nicht mehr. „Wir sind verpflichtet, jedem Kunden die Haare zu waschen. Wir dürfen keine Ausnahme machen“, erklärt Dräxler. Das gilt übrigens auch für Kinder und selbst dann, wenn sich der Kunde fünf Minuten vor Betreten des Salons die Haare gewaschen hat. „Wer das nicht will, den darf ich nicht bedienen“, sagt Dräxler.

Auch Friseure selbst müssen eine Maske tragen. Beim Haarewaschen tragen die Mitarbeiter Handschuhe. Nach jedem Kunden wandert der Umhang sofort in die Wäsche. Zudem hat Dräxler Einmal-Umhänge besorgt und weitere bestellt. Die Zeit zwischen den einzelnen Terminen wird sich indes verlängern. Wenn der Kunde fertig ist, müssen die Mitarbeiter den Platz und die Instrumente gründlich desinfizieren. „Das bedeutet natürlich einen zeitlichen Mehraufwand“, sagt Dräxler. Erfahrung, wie lange es braucht, bis ein neuer Kunde in den Laden kommen darf, hat er noch nicht. Der Terminkalender für die kommende Woche ist aber schon gefüllt. „Am Montag bin ich allein im Laden und probiere erst mal aus, wie das alles funktioniert“, verrät Dräxler. Manche seiner Kollegen mit kleineren Geschäftsräumen würden auch in Schichten arbeiten, um alle Termine wahrnehmen zu können.

Vertrauen auf Vernunft

Beim Friseur lässt sich der Abstand zwischen Mitarbeiter und Kunden nicht vergrößern. Ein mulmiges Gefühl hat Dräxler deshalb aber auch nicht. „Ich vertraue auf die Vernunft der Leute. Wer Krankheitssymptome hat, geht auch nicht zum Friseur“, gibt er sich zuversichtlich. Sein Rat für alles andere, was in den kommenden Wochen noch auf die Friseuer-Branche zukommt: „Keep it Cool.“

INFO:

Sorgen in der Branche

Einfach so kompensieren lassen sich die Einnahmeausfälle der vergangenen Wochen nicht. Da ist Dräxler sicher. Was seiner Meinung nach viele nicht sehen, ist, dass selbständige Dienstleister trotz Hilfspaket und Kurzarbeitergeld laufende Kosten haben, die sie decken müssen. „Die private Renten- und Krankenversicherung müssen die Kollegen aus ihrem eigenen Ersparten zahlen“, erklärt Dräxler. Viele seiner Kollegen hätten auch Angst vor einer zweiten Virus-Welle und damit verbundenen Geschäftsschließungen. „Die Sorge ist groß, dass das nicht alle überstehen.“ Der Zentralverband des deutschen Friseurhandwerks unterstütze seine Mitglieder, wo es nur geht. „Bei den ganzen Regeln und Anträgen wären wir alleine ganz schön im Regen gestanden“, sagt Dräxler.

 

Quelle Bild und Text: https://www.onetz.de/oberpfalz/nabburg/coronavirus-welche-aenderungen-gibt-beim-friseur-id3016204.html