Ernst Maler ist der neue Kreishandwerksmeister

Ernst Maler ist der neue Kreishandwerksmeister

Handwerker aus Leidenschaft

Der Metzgermeister aus Schwandorf will auch das Image seiner Innung stärken.

Herausforderungen hat Ernst Maler noch nie gescheut. Der 53-Jährige, der zwar Maler heißt, aber Metzgermeister ist und früher Schreiner war, wurde am Mittwoch zum neuen Kreishandwerksmeister gewählt. Wie bei jeder Aufgabe, die das Leben ihm stellt, werde er sich bei diesem Ehrenamt mit vollem Engagement einsetzen, sagt der Schwandorfer – auch wenn es sicher schwierige Entscheidungen zu treffen gebe. Schließlich geht es um die Zukunft des Handwerks.
Doch diese sieht er keineswegs pessimistisch. Ein Umdenken finde gar statt: “Das Interesse an Handwerksberufen wird wieder größer”, beobachtet der neue Kreishandwerksmeister. Viele Menschen würden erkennen und wertschätzen, dass längst moderne Technik und Digitalisierung die traditionelle Arbeit ergänzen und sie anspruchsvoller werden lassen. “Es ist nicht mehr der Job, der es früher mal war”, so Maler.
Fleisch statt Holz schneiden
Kürzlich hat Maler sogar einen Abiturienten als Auszubildenden in einen Metzgerbetrieb vermittelt. Dieser liebe seine Arbeit, genau wie er selbst. Als Kind beschäftigte sich der bisherige Obermeister der Metzgerinnung am liebsten mit Holz und machte nach der Hauptschule eine Ausbildung zum Schreiner. Bald danach wechselte der Familienvater für sechs Jahre in die Versandabteilung einer großen Firma.
Das Jahr 1993 sollte einen Wendepunkt für ihn darstellen. Sein Schwiegervater, der seit dem Jahr 1967 die Metzgerei Spiegler in Schwandorf betrieb, konnte krankheitsbedingt den Betrieb nicht weiterführen. Spieglers Söhne hatten andere Berufe, und Maler stand vor einer Entscheidung. Lange überlegt hat er jedoch nicht. “Ich sagte mir: Dann schneide ich halt Fleisch statt Holz”, erzählt er in seiner gelassenen, pragmatischen Art und lacht. Danach ging alles sehr schnell – so schnell, dass er erst am zweiten Tag in der Berufsschule kurz vor Unterrichtsbeginn erschien. Die anderen Schüler hielten ihn für den Lehrer. “Alle sind aufgestanden und haben im Chor gegrüßt”, sagt er schmunzelnd. “Es war eine schöne Zeit.”
Vor dem Schlachten streichelt er
Gleich nach der Lehre im Betrieb seines Schwiegervaters absolvierte Maler die Meisterprüfung und bekam sogar den Staatsehrenpreis. Von Anfang an hat ihm die Arbeit in der Metzgerei gefallen – selbst das Schlachten, denn das war nichts Neues für ihn: In seinem Elternhaus waren Hausschlachtungen noch Tradition, und Ernst Maler half oft mit. Außerdem züchtete er als Kind Hasen und schlachtete sie mit 13 Jahren schon selbst. “Es sind Nutztiere”, betont Maler – und doch müsse man ihnen mit Respekt begegnen. Vor der Betäubung streichelt er sie alle.
Heute besitzt Maler eine der wenigen Metzgereien, die noch selbst schlachten. “Das ist ein Prädikat und ein Alleinstellungsmerkmal”, lobt Ehren-Kreishandwerksmeisterin Ria Achhammer, die als erste Frau dieses Ehrenamt sieben Jahre lang innehatte und bis heute leidenschaftliche Handwerkerin ist. Die Friseurmeisterin kann sich noch gut erinnern, als in ihrem ersten Amtsjahr im Jahr 2000 der städtische Schlachthof aufgelöst wurde. Auch in dieser Situation fackelte Maler nicht lange und baute ein eigenes Schlachthaus mit Kühlung – obwohl es die Summe eines Einfamilienhauses verschlang. Doch das war es ihm wert: “Das Tierwohl ist mir wichtig. Nun gibt es keine langen Transportwege und ich weiß, aus welchem Stall die Schweine und Rinder stammen, nämlich nur aus dem nahen Umkreis. Das macht sich außerdem in der Fleischqualität bemerkbar.” Die Kunden würden all das schätzen. Durch den Tönnies-Skandal sei das Bewusstsein für das Tierwohl gestiegen, weiß Claudia Mendel, Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft.
Maler hat seine Entscheidung für seinen Beruf nie bereut. Die fertigen Produkte verkauft seine Frau Sabine im Laden. Ein Familienzusammenhalt wie dieser zeichne viele Handwerksbetriebe aus. “Ohne eine starke Frau im Hintergrund geht es nicht”, betont Achhammer. Dennoch sei das größte Problem nach wie vor der Nachwuchs – auch darum wird sich der neue Schwandorfer Kreishandwerksmeister kümmern. Maler will das Image der Berufe seines Handwerks verbessern. Eltern sollten junge Menschen unterstützen, wenn sie ein Handwerk lernen möchten. Auch für Fachkräfte in diesem Berufsfeld wird er werben. “Er wird die Aufgaben mit Verstand und Loyalität meistern”, ist Achhammer überzeugt.
Maler blickt zuversichtlich in die Zukunft. “Handwerk hat goldenen Boden. Daran glaube ich, und das muss allen bewusster werden.”
Ziele:
Maler vertritt die Interessen des selbstständigen Handwerks im Landkreis. Er will die Zusammenarbeit aller Innungen stärken. Schon das Amt des Obermeisters hatte er übernommen, weil es ihm am Herzen liege, das Metzgerhandwerk und Qualität aus der Region zu vertreten.
Maler will das Image der Berufe verbessern.
Unterstützung:
Seit 2010 ist Maler Vorstandsmitglied der Kreishandwerkerschaft. Jürgen Kilger (Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz), Johann Fischer, Michael Zinnbauer, Stellvertretender Kreishandwerksmeister Florian Danzl und Bernhard Stegerer  freuen sich über die Wahl.

https://www.mittelbayerische.de/region/schwandorf-nachrichten/ein-handwerker-aus-leidenschaft-21416-art1925090.html

Text und Bild: Renate Ahrens